Auch Aktionärinnen und Aktionäre tragen Verantwortung

Gewinne erzielen, aber nicht um den Preis der Nachhaltigkeit! Das ist das Motto von Actares, einer kritischen Aktionärsvertreter-Organisation. Es gebe auch wirtschaftliche, nicht nur ethische Argumente, sagt Karin Landolt, Actares-Co-Geschäftsführerin. Darum sei ein Ja zur Konzernverantwortungsinitiative auch für Aktionärinnen und Aktionäre ein Muss. Die Stiftung Abendrot ist seit 2016 Mitglied von Actares, teilt deren Überzeugungen und begrüsst die Unterstützung der Konzernverantwortungsinitiative.

Actares – Aktionärinnen und Aktionäre für nachhaltiges Wirtschaften – wurde vor 20 Jahren gegründet und verlangt Nachhaltigkeit im unternehmerischen Handeln und Langfristigkeit in der Firmenstrategie börsenkotierter Unternehmen, die ihren Sitz in der Schweiz haben. Unter Nachhaltigkeit versteht Actares neben dem Respekt vor Natur und Umwelt auch die Einhaltung von Menschenrechten sowie die Gleichstellung von Mann und Frau.
Actares teilt damit viele Werte, welche auch die Stiftung Abendrot vertritt. Anders als die Stiftung Abendrot, die ihre Anlagestrategie auf nachhaltig ausgerichtete Wertschriften und Immobilien fokussiert, hält Actares das Auge auf die grössten Schweizer Konzerne, die mächtig sind, und in ihrer Vorbildrolle Potenzial nach oben haben. Actares will ein Umdenken erwirken, überprüft regelmässig die Geschäftstätigkeiten der Unternehmen, weist im direkten Gespräch oder mit Voten an den Generalversammlungen sowie mit medial verstärkten Stellungnahmen auf Defizite und Verbesserungsmöglichkeiten hin. Auch liefert die Organisation ihren Mitgliedern sorgfältig geprüfte Abstimmungsempfehlungen für die Generalversammlungen.
NGOs oder kritische Aktionärsvertretungen investieren viele Jahre der Gespräche und fechten harte Kämpfe aus, um bei Konzernen ein Umdenken in der Vergütungspolitik, bei der Einhaltung von Umweltstandards oder der Wahrung der Menschenrechte herbeizuführen. Nicht selten sind Errungenschaften nach einem Wechsel an der Konzernspitze mit Rückschlägen verbunden. Das weiss Actares aus eigener Erfahrung: Seit 20 Jahren kämpft sich die kleine aber stetig einflussreichere Organisation Schritt für Schritt vorwärts, weist in Zusammenarbeit mit Solidar Suisse auf Menschenrechtsverletzungen von Nestlé auf Palmölplantagen in Malaysia hin, konfrontiert gemeinsam mit der britischen NGO Share Action die Grossbanken UBS und CS mit den überbordenden Investitionsaktivitäten in CO2-intensiven Industriebranchen oder kritisiert bei LafargeHolcim nicht nur die zu langsamen Fortschritte in der umweltverträglichen Zementtechnologie, sondern auch die Vergütungspolitik, die sich kaum nach nachhaltigen Zielsetzungen richtet.

Den Hebel vergrössern
Zusammen mit vielen anderen Organisationen setzt sich Actares darum aktiv für die Konzernverantwortungsinitiative ein. Diese vergrössert den Hebel enorm, um genannte Anliegen in kurzer Zeit umzusetzen. Die Argumente des Aktionariats stützen sich nicht nur auf ethische Kriterien, die Actares selbstverständlich wichtig sind. Aktionärinnen und Aktionäre übernehmen auch ökonomische Verantwortung:

  • Alleine auf Freiwilligkeit zu setzen, kann denjenigen Unternehmen schaden, die sich bereits heute engagieren. Es kann nicht sein, dass die Konkurrenz, die sich um Nachhaltigkeitsziele foutiert, von mehr monetärem Gewinn profitiert.
  • Fehlende Regeln fördern das Wegschauen und steigern das Reputationsrisiko eines Unternehmens. Konzerne dürfen keine Imageschäden aufgrund von Fehlverhalten riskieren, denn diese haben auch negative Konsequenzen für Aktionärinnen und Aktionäre.
  • Fehlverhalten kann auch nach Jahren zu Strafverfahren führen – Erinnerungen an das Trauerspiel rund um das Bankgeheimnis kommen auf. Unter drohenden Strafverfahren leiden auch Aktionärinnen und Aktionäre.
  • Fehlverhalten kann zu einer noch stärkeren Regulierung führen, als sie die Konzernverantwortungsinitiative heute fordert, denn andere Länder kennen teilweise schärfere Gesetze.
  • Und last but not least: Eine faire und nachhaltige Unternehmenspolitik ist wichtiger als kurzfristige Gewinne und Boni – Actares-Mitglieder wollen keine Gewinne machen, indem sie anderen Schaden zufügen.

Schmutzige Arbeitsplätze durch saubere ersetzen
Actares vertritt nur einen Bruchteil der Schweizer Anlegerinnen und Anleger, es sind nicht einmal fünf Prozent. Aber immerhin. Anders sieht der Einfluss der Aktionärinnen und Aktionäre aus, wenn all jene dazugezählt werden, die ihre monatlichen Lohnbeiträge in die Pensionskassen einzahlen. Das sind nämlich fast alle. Ob direkter oder indirekter Aktienbesitz: Je mehr Bürgerinnen und Anleger auf die Konzerne Einfluss nehmen und nach einer nachhaltigen Unternehmenspolitik verlangen, desto rascher kann diese nachhaltige Wirtschaft erzielt werden. Möglicherweise verschwinden Jobs, aber ganz sicher entstehen neue, zukunftsorientierte und saubere Arbeitsplätze. Es geht alle etwas an, mit welchen Mitteln die Konzerne ihre Gewinne machen.

Karin Landolt

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