Bereits 2021 initiierte der Arealverein einen Ideenwettbewerb zur Namensfindung für die Plätze auf dem Lagerplatz-Areal in Winterthur. Statt einer konventionellen Beschriftung sollten die gewählten neuen Namen auf den jeweiligen Plätzen künstlerisch umgesetzt werden. Der Arealverein beauftragte hierfür das Künstlerkollektiv Nordschwarz. Am 22. März 2024 wurde der zweite von insgesamt vier Plätzen eingeweiht.
Die vier Plätze auf dem Lagerplatz-Areal hatten lange keine Namen. Damals, bei der Entwicklung des Nutzungskonzeptes für den Lagerplatz in 2010, arbeiteten die Planerinnen zunächst mit den Namen «Urbaner Platz» vor dem Portier, «Arealplatz» zwischen Skillspark und Halle 181 und «Quartierplatz» vor der Badmintonhalle, wo sich heute Parkplätze befinden. Im Sprachgebrauch setzten sich weder diese, noch andere Namen durch. Man traf sich «vorm Portier», «vorm Cameo» oder «vor der Halle 142». Viele kannten den grossen Platz beim Skillspark als «Ganzer Platz», da dort sehr prominent ein entsprechendes Parkverbotsschild stand…
Im erwähnten Nutzungskonzept wurde auch die Projektidee skizziert, Plätze, Strassen und Gassen des Lagerplatzes irgendwann einmal mit Frauennamen zu benennen. Zehn Jahre später stiessen der Arealverein und Abendrot gemeinsam mit viel Freude und Engagement einen Ideenwettbewerb an, bei welchem Mieterinnen und Mieter, Nutzerinnen und Nutzer des Lagerplatzes Namensvorschläge jeweils für alle vier Plätze einreichen konnten. Im Ergebnis gibt es heute den «Ankerplatz» beim Portier: Hier knüpft der Lagerplatz an die Innenstadt an; den «Ölsee», an welchem das Kraftfeld, der Skillspark und das Kino Cameo steht: Hier besteht tatsächlich ein unterirdischer, eingeschlossener Ölsee; der «U-Boot-Platz» vor der offenen Halle 142: Zu Sulzer-Zeiten bestand hier ein riesiges Becken, in welchem der Tauchgang von U-Booten getestet wurde. Die betonierten Beckenwände finden sich heute noch unter dem Platz; und der «Hafenplatz» beim Neubau 141 als Ruheort und Scharnier zum Wohnquartier.
Der Arealverein und Abendrot waren sich einig, dass diese neuen Namen nicht einfach angeschrieben werden sollten, zumal es sich um eine Lagerplatz-interne Namensgebung handelt – die Postadressen sollen auch in Zukunft unverändert bestehen bleiben. Es entstand die Idee von vorübergehenden Kunstinstallationen, welche die Namen über ein paar Jahre veranschaulichen sollen, bis sich diese im Sprachgebrauch eingespielt und eingeprägt haben. Mit der Umsetzung beauftragte der Arealverein das Künsterkollektiv Nordschwarz aus Zürich: Lukas Baumberger und Levin Bräu sind ursprünglich Theaterkulissenmaler und kennen sich mit grossformatigen und vorübergehenden Installationen bestens aus.
Als erste Intervention schufen Nordschwarz ein übergrosses, in einem prunkvollen Goldrahmen gefasstes Hafenbild für den Hafenplatz. Scheinbar über Nacht wurde dieses Ende Oktober letzten Jahres an einer der Platzwände angebracht und verleiht dem Ort seither eine Art heimeliger Wohnzimmer-Atmosphäre. Im März dieses Jahres erhielt der Ankerplatz beim Portier einen haushohen rostigen Anker, welcher wirkt, als wäre er schon immer da gewesen… Am 22. März 2024 wurde der Ankerplatz bei schönstem Wetter im Beisein der beiden Künstler mit einem Apéro eingeweiht. Beide bisherigen Platzinstallationen wirken massiv, sind aber Leichtbaukonstruktionen, welche nach einem Zeitraum von ca. 8¬–10 Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben werden und dann wieder demontiert werden können. Im wunderbaren Kurzfilm von jellyjelly, Winterthur, ist die Entstehung des rostigen Ankers anschaulich dokumentiert:
Wann die nächsten Installationen umgesetzt werden ist noch ein Geheimnis. Die Umsetzung des Projektes liegt ganz in den Händen des Arealvereins. Wir bedanken uns an dieser Stelle sehr herzlich bei allen an diesem Projekt Beteiligten – insbesondere beim Arealverein des Lagerplatzes für sein Herzblut und unermüdliches Engagement in dieser Sache – sowie auch bei den Künstlern von Nordschwarz für die zwei rundum gelungenen künstlerischen Umsetzungen! Wir sind gespannt und voller Vorfreude, wie es weiter geht!
Projektleitung Abendrot: Tina Puffert
Kurzfilm zum Ankerplatz, Kollektiv Nordschwarz
