Bauen mit Holz statt mit herkömmlichem Stahlbeton reduziert die Treibhausgasemissionen beim Bauen und ist somit klimaschonend(er). Doch wieviel CO2 kann hier tatsächlich eingespart werden und zu welchem Preis? Wir haben diese Fragstellung anhand eines Fallbeispiels untersucht. Die Erkenntnisse sind gleichzeitig aufschlussreich und ernüchternd - und bestätigen einmal mehr die Komplexität des Themas.
Das Projekt "Wilmisberg" in Root ist ein "typisches" Abendrot Neubau-Projekt. Es ist aus weitgehender Wertekongruenz mit der Verkäuferschaft entstanden und musste dennoch den Gesetzmässigkeiten der Wirtschaftlichkeit von Immobilienprojekten genügen. Eine Erstellung in Holzbau wurde im Verlauf der Projektentwicklung geprüft, musste aber aus Kostengründen verworfen werden. Auch bei unseren Neubauprojekten in Wangen bei Olten, Winterthur, Kriens und Egnach mussten wir uns aus wirtschaftlichen Gründen gegen eine Realisierung in Holzbau entscheiden.
Im Kontext der aktuellen Diskussion um klimaschonendes Bauen und Netto Null drängt es sich auf, diese Entscheidungen nochmals zu hinterfragen. Für eine vertiefte Untersuchung des möglichen CO2-Einsparpotenzials und allfälliger Mehrkosten in der "Variante Holzbau" haben wir das Projekt Root "Wilmisberg" als Fallbeispiel gewählt.
Die Erkenntnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: Das Projekt hätte in der Variante Holzbau ca. 10% bis 20% mehr gekostet als in der tatsächlich gewählten Massivbauweise – Die grosse Kostenbandbreite hängt unter anderem davon ab, ob normales "Industrieholz" oder mehrheitlich Holz mit Schweizer Herkunft und Verarbeitung sowie Lufttrocknung zur Anwendung kommt. Gleichzeitig kann durch die Verwendung von Holz statt Massivbauweise die CO2-Emission um rund 25% gesenkt werden. Dies ist deutlich weniger, als wir vermutet hatten. Tatsächlich klimaneutrales Bauen wird also nicht ohne wesentliche Innovationen bei anderen Baustoffen (insbesondere im Bereich Zement/Beton, aber auch allen anderen Standardbaumaterialien und -fertigungstechniken) möglich sein.
Die Mehrkosten für die Variante Holzbau pro eingesparte Tonne CO2 belaufen sich auf rund CHF 820.- und sind damit erheblich. Zum Vergleich: Für CO2-Rückbindungsverfahren in Pflanzenkohle werden zurzeit Kosten von rund CHF 200.- pro Tonne CO2 gerechnet: Das hiesse, mit den für Root/Wilmisberg ermittelten Mehrkosten der Variante Holzbau liesse sich auf diesem Wege ca. doppelt so viel CO2 rückbinden, wie das Projekt in Massivbauweise verursacht. Immer vorausgesetzt, die Rückbindungsverfahren sind tatsächlich nachhaltig wirksam und ausreichend verfügbar. Dies ist aus unserer Sicht heute noch nicht der Fall.
"Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach."
Der Stiftungsrat von Abendrot hat sich in seiner Sitzung im Juni 2023 eingehend mit der Thematik befasst. Dabei wurde auch der Kosten-Nutzen-Vergleich mit den heute gängigen und mehr oder weniger vertrauenswürdigen "Kompensations"-Massnahmen angestellt. Trotz der mit Holzbau im Vergleich zu Zertifikaten deutlich "teureren" Reduktion der CO2-Emissionen sprach sich der Stiftungsrat klar für mehr eigene Holzbauten aus, weil wir die CO2-Emission damit selber in der Hand haben, diese garantiert langfristig wirksam ist und zudem dank der ebenfalls langfristigen Kohlenstoffspeicherung im Gebäude ein doppelter Effekt erzielt wird.
Vor diesem Hintergrund hat der Stiftungsrat in seiner Sitzung im Juni 2023 explizit beschlossen, auch weiterhin jedes neue Projekt sorgfältig auf sein "Holzbau-Potenzial" zu untersuchen und wenn irgend möglich und wirtschaftlich sinnvoll zukünftig mehr in Holzbau zu realisieren. Im Ergebnis erfolgt zum Beispiel die notwendige Tragwerkserneuerung des Hauptbaus der Flumserei in Flums nach nochmaliger eingehender Prüfung nun doch in Holzbau statt in Massivbauweise.
Darüber hinaus ermitteln wir für jedes Projekt die voraussichtlichen CO2-Emissionen (Bau + Betrieb) sowie die hypothetischen Kosten zur Rückbindung der verursachten Emissionen. Wir verfolgen die Innovationen und Fortschritte in der Baustoffindustrie und die Weiterentwicklungen und Erprobungen der CO2-Rückbindungstechnologien. Wir versuchen, für jedes Projekt Möglichkeiten zu identifizieren und diese hinsichtlich ihrer Klimawirkung zu optimieren. Dabei bleibt es als Pensionskasse unser Auftrag, die Werthaltigkeit unserer Investitionen sicherzustellen.
Und zu guter Letzt à propos Holzbau: Nebst der neuen Tragstruktur für die Flumserei sind aktuell weitere Holzsystembauprojekte in konkreter Planung/Ausführung: Der Wiederaufbau (nach Grossbrand) eines Gewerbeareals in Laufen sowie die Aufstockung der Halle 181.3 auf dem Lagerplatzareal in Winterthur!
Projektleitung Stiftung Abendrot – Klimaverträglichkeit / Holzsystembau: Tina Puffert und Christian Geser