Wenn Benji Ammann kein so leidenschaftlicher Coworker und Projektentwickler wäre, könnte er jederzeit als Barista arbeiten. Sein Cappuccino, produziert auf einer kleinen, chromglänzenden Maschine, schlägt jeden normalen Büro-Kaffee um Längen. Doch das ist nicht der einzige Grund, weswegen man sich im Coworking Weberwerk wohlfühlt. Die Räume im fünften Stock des Weberguts in Zollikofen sind grosszügig und sonnig, die Aussicht Richtung Alpen grandios. Es herrscht eine geschäftige und dennoch entspannte Atmosphäre in dem Konglomerat aus Grossraumbüro, Einzelbüros, Sitzungszimmern und Gemeinschaftsräumen. Planerinnen, Architekten, Texterinnen teilen sich die Infrastruktur, zu der neben Gemeinschaftsküche und Sofaecke neu auch eine grosse Werkstatt mit grobem Geschütz gehört. Es wird nun also nicht mehr nur getippt und telefoniert, sondern auch gesägt und gefräst im Coworking Weberwerk.
Vieles hier hat Laborcharakter. Das ist auch so gewollt. Die Genossenschaft "Urbane Dörfer" aus Bern zeichnet hauptverantwortlich für die Entwicklung der zukünftigen Nutzung des Weberguts. Sie wird nach dem Umbau als Globalmieterin für die Weitervermietung aller Räume zuständig sein. Ziel ist es, im Webergut ein Konzept von gemeinschaftlichem Wohnen und Arbeiten umzusetzen.
Benji Ammann, Genossenschafter der "Urbanen Dörfer" und Hauptverantwortlicher für das Coworking, erklärt: "Für unser Ziel eines nachhaltigen, ganzheitlichen Wohn-, Arbeits- und Lebensraumes ist das Coworking ein logischer erster Schritt. Während der aktuellen Phase der Zwischennutzung können wir für den späteren Umbau bereits austesten, was möglich ist und was am besten funktioniert."
Auf das Coworking bezogen sind dies kleinere, abgeschlossene Büros mit einem gemeinschaftlichen Daneben. Aber auch das Grossraumbüro ist gut genutzt. Von drei Personen beim Start im November 2021 ist das Coworking heute auf rund 20 Personen angewachsen. Es hat sich eine ziemlich stabile, altersdurchmischte Arbeitsgemeinschaft gebildet, Arbeitskooperationen haben sich ergeben. Die meisten Mieterinnen und Mieter kommen aus der näheren Umgebung. Einige von ihnen engagieren sich in der Genossenschaft "Urbane Dörfer", dies mit dem Ziel, nach dem Umbau zu bleiben, zu arbeiten, zu wohnen.
Noch bleibt etwas Zeit, weitere Ideen auszuprobieren, bevor die Umbauphase beginnt und das Gebäude für rund zwei Jahre nicht mehr nutzbar ist. Viel Herzblut ist bereits geflossen, viel Initiative gezeigt und unbezahlte Arbeit geleistet. Die Einrichtung des Coworkings würfelt sich zusammen aus selbstgebauten und Re-Use-Möbeln, der Nachhaltigkeitsgedanke auch hier im Zentrum. Schön sehen die Räume aus, trotz kleinem Budget ein klares Konzept, viel Kreativität. Es wird schade sein, dies alles aufzugeben für den Umbau. Doch es wird sich lohnen, wenn danach etwas viel Grösseres entstehen kann, etwas Umfassenderes, dass auf all diesen Erfahrungen aufbaut.
Mehr Informationen zum Projekt im Webergut finden Sie hier.