Re-Use Pavillon eröffnet

Die Tragstruktur steht

Unser Engagement fürs Bauen mit recycelten Baumaterialien: Das Bucher Areal in Burgdorf erhält einen zu 100%* aus wiederverwendeten Materialien erstellten Gartenpavillon für die gemeinschaftliche Nutzung. Nun übernimmt der Arealverein das Gebäude.

Seit Mai dieses Jahres spriesst es in und um die neuen Bauwerke auf dem Bucher Areal in Burgdorf: Bäume, Hecken und eine Magerwiese schlagen Wurzeln, so wie auch die neuen menschlichen Bewohnenden. Wir hoffen auf "Biozönose" (Lebensgemeinschaft von Organismen verschiedener Tier-, Pflanzen- und Pilzarten) und melden uns, wenn sich dieser Traum erfüllt. Bis dahin halten wir den Ball flach und freuen uns über die aktuell noch der Fantasie entspringende Gestalt unseres zukünftigen, gewachsenen Gartens, in dem so Einiges kreuchen und fleuchen wird.

Der Gartenpavillon hingegen, konzipiert als Sommer- und Wintergewächshaus, Werkzeugschuppen und Sommerabend bei Regen-Laube, bietet bereits heute den ersten Gärtnerinnen und Gärtnern ein Dach. Er ist fertig und erwartet den partizipativen Angriff. Wer will darf hier mehr als nur ein Regal für Töpfe und Untersetzer aufstellen: Haken anschrauben, Nägel einschlagen, vielleicht auch ein Loch bohren oder Farben ergänzen – der Pavillon gehört nun den Nutzenden. Die ersten Anfragen zur Überwinterung von Balkonpflanzen sind eingetroffen. Und wenn im nächsten Sommer die Magerwiese einen Meter hochsteht, alle Werkzeuge in Betrieb sind und der Pavillon Stühle und Tische beherbergt, können laue Abende auf dem Bucher Areal auch mit Sommerregen gemütlich ausklingen.

Massgeblich ermöglicht haben unseren Pavillon die unnachgiebig forschenden Architektinnen und Architekten des Büros LVPH aus Fribourg. Um ein Budget für einen Re-Use Pavillon, gemessen an den Kosten für einen Neubau, einzuhalten braucht es nach wie vor sehr viel Engagement: Der Holzbauer entsendete zum Aufbau auch Lehrnende und die Planer und Planerinnen kalkulierten den Wert der eigenen Erfahrung in ihren Honoraranspruch ein.

So kommt unser kleiner Glaspalast nun mit einfacher aber pfiffiger Beleuchtung daher, mit ausgemusterten Schultafeln als Wandverkleidung, mit einem alten Segel als Sonnenschutz. Sowohl wir als Bauherrin als auch die Architekten und Architektinnen mussten bis zuletzt in der Planung flexibel bleiben. Übernommene Fenster wurden im Format gedreht und das Gebäuderaster mehr als einmal verschoben. Dabei diskutierten wir fortlaufend über Gestalt und Flickwerk, das einfach nicht von selbst zum Patchwork-Design werden wollte. Der Holzkonstruktion mussten wir Ihre Patina nehmen. Alle Balken sind alt und zeigten kernigen Heuschober-Charakter. Um im Holzbau auf bestehendem Fundament eine dichte Hülle vorzufabrizieren, hobelten wir die alten, krummen Dinger ab. So kam der Elementbau schnell zum Stehen und wir legten die Basis für neue Alterung.  

Diskussionen und Erfahrungen später stehen wir gleichzeitig wieder am Anfang einer nächsten Re-Use Planung. Ob Bauteil-Facelift oder Patina, Masszuschnitt oder Anpassung an bestehende Dimensionen, Rohbau, Nagel oder Türgriff, schon einmal eingebaut oder einfach nie abgeholt und mit unseren individuellen Wünschen nicht kompatibel – "von meinen Gebäuden schätze ich doch am meisten die Interessanten" (frei nach Tocotronic).

* Ein paar Folien, Kleber und Platten sind neu :-]

Projektleitung Abendrot: Tilman Körner

Die Tragstruktur steht

Wellblech auch als Teil der Aussenhaut

Die Nutzung beginnt

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