Das Reisebüro «Reisen und Kultur» hat bereits vor 40 Jahren ihre Angestellten bei Abendrot versichert. Welche Ziele verfolgte das Reisebüro und weshalb hat es sich bei Abendrot angeschlossen? Der ehemalige Direktor François Leresche und die heutige Direktorin Claudia Morf berichten über die Arbeit von «Reisen und Kultur».
Was genau macht «Reisen und Kultur»?
François Leresche: Wir sind ein Reisebüro mit dem Ziel, das Kennenlernen und Verstehen von entfernten und unterschiedlichen Völkern, Zivilisationen und Kulturen zu ermöglichen und zu vertiefen. Hauptsächlich in Asien organisieren wir Einzel- und Gruppenreisen sowie spezielle Reisen für Institutionen und Museen. Auch unterstützen wir Kulturaustausch, Filmvorführungen und halten Vorträge und Info-Abende in der Schweiz. Wir haben enge und freundschaftliche Beziehungen zu Partnerinnen und Partnern in den meisten asiatischen Ländern aufgebaut, die zum Teil seit 40 Jahren bestehen. Wir sind vollständig unabhängig geblieben, haben Büros in Zürich und Lausanne und sind eine der wenigen Agenturen, die in den beiden grössten Sprachregionen tätig ist.
Gab es in den vergangenen 40 Jahren besondere Ereignisse oder Meilensteine, die für Ihr Unternehmen besonders prägend waren?
François Leresche: Es gab einschneidende Ereignisse: politische Krisen, Naturkatastrophen, Epidemien und Kriege, die den Menschen in den Ländern, in denen wir Reisen organisieren, grossen Schaden zugefügt haben. Und auch wir haben die Folgen zu spüren bekommen, die manchmal sehr schwer für uns waren. Aber wir haben immer alles überstanden.
Es gab auch aussergewöhnliche Momente, in denen wir neue Routen durch den Himalaya eröffnet haben oder Expeditionen mit Geländewagen von der Schweiz nach Peking, Singapur sowie Wladiwostok organisiert haben. Zudem haben wir die China-Tourneen eines Kindertheaters und eines Oratorienchors organisiert und vieles mehr.
Es ist auch sehr erfreulich, dass ich nach 40 Jahren die Schlüssel an die neue Direktorin Claudia Morf übergeben konnte. Sie ist seit 20 Jahren bei Reisen und Kultur und verfügt über einen soliden Erfahrungsschatz. Sie ist nun allein am Steuer, aber ich bin mir sicher, dass sie Reisen und Kultur zu neuen Erfolgen führen wird.
1985 ist das Gründungsjahr von Abendrot. Seither ist «Reisen und Kultur» dort versichert. Was waren entscheidende Faktoren, die damals dazu geführt haben, dass Sie sich für Abendrot entschieden haben?
François Leresche: Die Partei der Arbeit in der Schweiz startete eine Initiative für ein Sozialversicherungssystem nach dem Vorbild anderer Länder. Diese Initiative wurde von allen anderen Parteien bekämpft, die das sogenannte Drei-Säulen-System bevorzugten, dessen zweite Säule, die Pensionskassen, von den privaten Versicherungen vereinnahmt werden sollte. Die Pflicht, jeden Arbeitnehmenden einer Pensionskasse anzuschliessen, trat 1985 in Kraft. «Voyages et Culture» (früherer Name) wurde 1984 gegründet und suchte nach einer Kasse, welche die Arbeitnehmenden nicht benachteiligte. Sie fand in Abendrot die richtige und auch die einzige Kasse, die zum Beispiel die volle Freizügigkeit der Arbeitnehmenden-Beiträge ermöglichte. Diese Regelung hat sich in der Folge bei allen Kassen etabliert. Abendrot brachte gute Lösungen für die Arbeitnehmenden, was letztlich auch für den Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber eine gute Sache war.
Welche Erwartungen hatte Ihr Unternehmen damals an die berufliche Vorsorge?
François Leresche: Persönlich bin ich der Ansicht, dass das System der Rentenkassen mit dem Primat der Kapitaldeckung Individualismus und Ungleichheit fördert. Ich bevorzuge das System der Umverteilung, wie die AHV. Darüber hinaus ist die Verpflichtung jeder Person, sich bei einer privaten Einrichtung (ausserhalb des öffentlichen Dienstes) zu versichern, in Wirklichkeit eine (nicht soziale) Steuer, die zugunsten der Versicherungsgesellschaften erhoben wird, ohne echte demokratische Kontrolle.
Was bedeutet für Sie persönlich «berufliche Vorsorge» und wie wichtig ist Ihnen das Thema für Ihre Lebensplanung?
Claudia Morf: Ich bin täglich in Kontakt mit Partnerinnen und Partnern sowie Freundinnen und Freunden in sehr unterschiedlichen Ländern mit verschiedenen Systemen und vergleiche diese gerne. Als Privileg empfinde ich, dass wir in der Schweiz bereits ab Anfang 20 Jahren auf das Thema Pensionierung sensibilisiert werden und so früh beginnen, regelmässig und konsequent für das Alter zu sparen (oder sparen zu müssen). Jedoch macht mir Sorgen, dass in der Schweiz einerseits im Alter enorme Kosten anfallen können, die dann aus eigener Kraft getragen werden müssen und es andererseits wenige Möglichkeiten gibt, für die Gesellschaft nützlich zu bleiben. Während andere Gesellschaften öfter Wege finden, die Weisheit des Alters zu schätzen und zu nutzen, wird man in der Schweiz eher an den Rand der Gesellschaft «abgeschoben». Um nicht im Alter zu verarmen und zur «Belastung» für die Gesellschaft zu werden, ist deshalb in der Schweiz die finanzielle Vorsorge fürs Alter besonders wichtig. Besorgt bin ich dennoch, wenn diese Ersparnisse an Wert verlieren und möchte mich deshalb nicht ausschliesslich auf sie verlassen müssen.
Haben Sie bereits eine Vorstellung davon, wie Sie Ihre Zeit nach der Pensionierung verbringen möchten?
Claudia Morf: Als Kreatorin von Reisen mit dem Ziel die Welt besser zu verstehen, sind eigene Erlebnisse sowie Selbstreflektion und Lebenserfahrung die wertvollsten Güter. Je mehr Erfahrung man hat, desto klarer und leichter erklärt man seinen Gästen Parallelen und Unterschiede verschiedener Länder, Kulturen, Mentalitäten und Lebensweisen. Deshalb möchte ich auch nach Erreichen des Pensionsalters als Vermittlerin zwischen den Kulturen tätig bleiben – so lange es geht, natürlich als Beraterin und Reiseleiterin. Gleichzeitig bilde ich mich bereits jetzt in verschiedenen Disziplinen der chinesischen Weisheit aus wie zum Beispiel Qigong und Feng Shui. Dadurch möchte ich eine Tätigkeit finden, die es mir erlaubt, bis ins hohe Alter ein positives soziales Umfeld zu pflegen und ergänzend zum Ersparten ein Zusatzeinkommen zu generieren.
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