Im ersten Quartal 2020 konnte die Stiftung Abendrot das Areal der 2009 stillgelegten ehemaligen Spinnerei Spoerry mit einem sehr vielfältigen Gebäudebestand aus den Jahren 1866 bis 1986 erwerben. Ab 2012 wurde durch den Vorbesitzer begonnen, die jüngeren Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen und nicht zuletzt über einen grossen Veranstaltungsraum das Areal unter der Marke 'Flumserei' (www.flumserei.ch) über die Region hinaus bekannt zu machen.
Nach dem Kauf und der Übernahmephase hat nun die Planung für die Umnutzung des historischen Hauptbaus begonnen. Um die Ziele der Stiftung Abendrot bestmöglich umsetzen zu können, wurde am 23. September ein Workshop durchgeführt, an dem sich aktuelle Mieter und Mietinteressenten gleichermassen beteiligen durften. Da es zu den langfristigen Zielen auf dem Areal gehört, eine Gemeinschaft aus den bisherigen und künftigen Mietern zu formen – unabhängig davon, ob es sich um gewerbliche oder Wohnungsmieter handelt – ging es im Workshop darum, die Bedürfnisse und Visionen der unterschiedlichen Mietergruppen aufzunehmen.
Nachdem sich zahlreiche Interessierte im Foyer des bereits umgenutzten Teils der Flumserei getroffen hatten, ging es nach einer kurzen Begrüssung zunächst auf einen Rundgang über das Areal und durch den zur Umnutzung anstehenden Hauptbau von 1866.
Nach einer kurzen Erläuterung des Projektstandes sowie der Planungsziele und Projektstrategien wurden die Vorstellungen von der Entwicklung der Flumserei in drei Arbeitsgruppen diskutiert. Die Anregungen zum Thema Wohnen und Arbeiten in der Flumserei werden nun in einem nächsten Schritt auf ihre Tragfähigkeit hin geprüft und soweit möglich in die Planung übernommen.
Auch für die Gründung des künftigen Arealvereins kann der Abend als Erfolg angesehen werden, da nicht zuletzt die aktive Teilnahme von aktuellen gewerblichen Mietern ein grosses Interesse an der Mitgestaltung gemeinschaftlicher Prozesse, Räume und Aktivitäten belegt hat.
Der von den Workshopteilnehmern geäusserte Wunsch, dass die Flumserei auch nach Fertigstellung ein lebendiger, sich wandelnder Ort bleiben soll, deckt sich dabei mit den Vorstellungen der Stiftung Abendrot. Mit dem Entscheid, das Bauprojekt mit partizipativen Methoden anzureichern, wird der Erfolg umso grösser sein, je mehr Engagement aus der aktuellen und künftigen Nutzerschaft kommt. Viele Ideen und Ansätze lassen sich auch gar nicht ‘von aussen planen’, sondern benötigen lokale Partner, die zu einem entsprechenden Engagement bereit sind, Projekte initiieren wollen und dabei bereits in einem frühen Stadium mit einem unterstützenden Gegenüber die Planung angehen wollen.
Auch der von den Teilnehmern des Workshops vielfach geäusserte Wunsch nach einem möglichst rohen, unfertigen, kreativen und offenen Charakter für alle Räumlichkeiten in der Flumserei ist ein starkes Indiz für die Entstehung eines auch langfristig sehr lebendigen Areals. Die Stiftung Abendrot wünscht sich noch viele weitere ebenso fruchtbare Situationen und Zusammentreffen wie ihn die zahlreichen Teilnehmer des Workshops erlebt haben.
Jan Hauer, Projektleiter Stiftung Abendrot