40 Jahre nachhaltige Altersvorsorge - eine Zeitreise

Der Abendrot Anlageausschuss 1986

Im Jahr 1985 nahm Abendrot ihre Geschäftstätigkeit auf und eine Erfolgsgeschichte begann. Als eine der ersten selbstverwalteten Pensionskassen in der Schweiz setzte sie von Anfang an auf Nachhaltigkeit, Ethik und Innovation.

Zunächst stand das Gründungsteam jedoch vor einer Vielzahl an organisatorischen Aufgaben: Anmeldungen, Rechnungen, Vorsorgeausweise und Bankeingänge mussten bearbeitet und die Kundenakquisition sowie die Stiftungsaufsicht organisiert werden – und vieles mehr. In den ersten Jahren wurden diese Arbeiten von Eva Zumbrunn und Hans-Ulrich Stauffer «nebenbei» und in Handarbeit erledigt, bis 1987 der erste Computer zum Einsatz kam. In monatlichen Sitzungen mit dem Stiftungsrat und dem Anlageausschuss wurde leidenschaftlich über Anlagestrategien und Leistungen debattiert – immer getreu dem Motto: «Was nicht ausdrücklich verboten ist, versuchen wir zu ermöglichen».

1988: Kooperation mit der Alternativen Bank

Nicht nur Abendrot, sondern auch die Alternative Bank in Olten hatte Wurzeln in der Anwaltsgemeinschaft in Basel. Abendrot trat dem Trägerverein Alternativbank Schweiz bei und unterstützte die Gründung der ABS durch den Erwerb von Aktien. Damit begann eine enge Zusammenarbeit und ein reger Wissensaustausch, der zur Gründung der Säule 3a und der Freizügigkeitsstiftung der ABS führte. Ziel war es, auch Personen ohne Pensionskassenanschluss eine ethisch und ökologisch sinnvolle Anlage ihres Altersguthabens zu ermöglichen.

1992: Anschluss HEKS

Nach intensiven Verhandlungen trat das HEKS mit rund 200 Mitarbeitenden Abendrot bei – ein deutlicher Wachstumsschritt. Dies ermöglichte Abendrot, die Rückversicherung zu künden und stattdessen auf eine Stop-Loss-Versicherung für Grossrisiken zu setzen. Das Ergebnis: Mehr Gestaltungsspielraum bei Leistungen und Prämien. So führte Abendrot, nach der bereits 1991 lancierten Witwerrente, 1994 auch die Partnerrente und 1995 eine Rente für Alleinerziehende ein – lange vor allen anderen Pensionskassen.

1993: Erster Ratgeber zur Vorsorge

Hans-Ulrich Stauffer veröffentlichte 1993 die erste Ausgabe von «Gut vorsorgen: Pensionskasse, AHV und 3. Säule». Heute, in der 23. Auflage, erklärt das Buch noch immer verständlich das 3-Säulen-System. Auch in der anspruchsvollen Fachliteratur zur 2. Säule prägte Stauffer die Debatte – ein Wissensschatz, von dem Abendrot täglich profitierte.

1996: Bärenfelserstrasse 28

Eine aussergewöhnliche Geschichte: Anwohnende kämpften jahrelang gegen den Abriss des Hauses an der Bärenfelserstrasse 28, das einem spekulativen Neubau weichen sollte. Trotz erteilter Abbruchbewilligung verhinderten sie in letzter Minute den Abriss und wandten sich an Abendrot. Die Stiftung sprang ein und kaufte das Gebäude, allerdings zu einem überhöhten Preis. Der Deal: Die Anwohnerschaft sammelt Spenden, um den Kaufpreis um ein Drittel zu senken. Das Vorhaben gelang und das Gebäude wurde nach einer sanften Renovierung unter Denkmalschutz gestellt.

Neubauprojekte: Vom «Luftschloss» zum konkreten Erfolg

1991 verfolgte Abendrot mit dem ersten Neubauprojekt «Luftschloss», die Idee einer Gemeinschaftssiedlung in einer ländlichen Gemeinde. Da sich aber unter den Abendrot-Nahestehenden dann doch niemand vorstellen konnte, aufs Land zu ziehen, löste sich diese Idee bald wieder in Luft auf. Das erste Wohnbauprojekt wurde 2006 in Bülach realisiert: In Kooperation mit zwei weiteren Pensionskassen entstand eine Siedlung mit 90 Wohnungen, wovon 50 Abendrot gehören.

Industrieareale nachhaltig entwickeln

Abendrot setzte schon frühzeitig auf die Umnutzung von Fabrikarealen. Da andere institutionelle Anleger an solchen Objekten wenig Interesse zeigten, waren die Preise verhältnismässig günstig. So erwarb Abendrot als Pilotprojekt 2003 das Areal einer stillgelegten Druckerei in Gelterkinden. Mit einer sanften Renovation entstanden Räume für unterschiedliche Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung.

Schon ambitionierter war der Kauf des Gundeldinger Felds in Basel, an dem sich Abendrot im Jahr 2000 beteiligt hatte. Das einstige Industrieareal wurde der Kantensprung AG im Baurecht übergeben und von dieser zu einem kreativen Zentrum mit vielfältiger Nutzung umgestaltet. Hier wurde nicht einfach renoviert, sondern ein einzigartiges Biotop für Unternehmen, Kulturschaffende und innovative Projekte geschaffen – mit dem Charme der alten Industriegebäude als bewusst bewahrtem Erbe.

2009 setzte Abendrot mit dem Erwerb des «Lagerplatzareals» in Winterthur einen neuen Meilenstein. Mit 50'000 Quadratmetern Fläche war dies die bisher grösste Investition – ein mutiger Schritt, der grosse Euphorie auslöste. Anlässlich der Delegiertenversammlung 2010 sagte der damalige Winterthurer Stadtpräsident: «Gäbe es Abendrot nicht, müsste man Abendrot erfinden.» Seither wird das Areal massvoll und unter Einbezug der bestehenden Mieterschaft stetig weiterentwickelt.

Weiter kamen das Rietschi-Areal, die Teiggi in Kriens oder das Webergut in Zollikofen jeweils mit einer eigenen Geschichte hinzu. 2016 wurde dieses Engagement mit dem VPS-Preis für sozialpartnerschaftliche Immobilienentwicklung gewürdigt – eine Bestätigung für den nachhaltigen, sozial verantwortlichen Ansatz von Abendrot.

Aktien mit Ethik

Schon 1998 verabschiedete Abendrot Richtlinien für nachhaltige Aktienanlagen. Da internes Fachwissen fehlte, setzte sie auf die Bank Sarasin und ihren OekoSar-Fonds. Bereits 1997 wurde Abendrot Mitglied der Ethos Stiftung, die dieselben Werte vertrat und mit klugen Analysen zu Konzernfragen wie «Nestlé-Aktien: Ja oder Nein?» zur Seite stand.

Strukturwandel mit Fingerspitzengefühl

Von Anfang an galt: «So viel wie nötig, dies aber gut.» Kein aufgeblähter Verwaltungsapparat, sondern effiziente Strukturen. Die steigenden Anforderungen führten 2014 zur Aufspaltung des Anlageausschusses in zwei spezialisierte Bereiche: Finanzen und Immobilien.

Nach mehr als 30 Jahren übergaben Eva Zumbrunn und Hans-Ulrich Stauffer 2017 die Geschäftsleitung an Enza Bögli, Nicole Valet und Stephan Bannwart. Das neue Team führt Abendrot seither mit breitem Fachwissen und viel Engagement weiter.

Und zum 40. Geburtstag? Neben einem neuen Logo gibt es einen modernen Webauftritt. Doch eines bleibt unverändert: der Pioniergeist, mit dem alles begann.

Der Abendrot Anlageausschuss 1986

Das einstige Industrieareal Gundeldinger Feld in Basel heute

Nachhaltige Arealentwicklung: Der Lagerplatz in Winterthur

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