Am 13. November 2024 fand die diesjährige Fachtagung von Abendrot in Zusammenarbeit mit der PK Rück statt – mit über 80 Teilnehmenden ein voller Erfolg. Die rege Teilnahme und die ersten intensiven Gespräche beim Willkommens-Kaffee verdeutlichten das große Interesse am Thema, das die Führungskräfte und Arbeitgeber derzeit besonders bewegt: Wie gehen wir mit der steigenden Zahl an Arbeitsunfähigkeitsfällen aufgrund psychischer Belastungen um?
Psychische Erkrankungen im Fokus
Im 2023 haben die Zahlen an neuen IV-Rentenbeziehenden deutlich zugenommen, in über der Hälfte aller Fälle aufgrund psychischer Krankheiten. Dies spiegelt sich auch in einer verstärkten medialen Berichterstattung über psychische Gesundheit am Arbeitsplatz wieder. Für viele Unternehmen gilt es nun, sich bestmöglich auf diese Herausforderung vorzubereiten. Dabei stehen ihnen Abendrot und die PK Rück als Partnerinnen zur Seite. Deren Angebote zielen darauf ab, Invaliditätsfälle frühzeitig zu verhindern und Mitarbeitende durch geeignete Maßnahmen zu unterstützen, bevor es zu schwerwiegenden Ausfällen kommt. Ein wichtiger Schritt sei die frühzeitige Meldung von psychischen Erkrankungen, um rechtzeitig präventive Maßnahmen einzuleiten, so Enza Bögli, Geschäftsführerin bei Abendrot.
Aktives Leistungsfall-Management
Andreas Heimer von PK Rück erläuterte das Konzept des aktiven Leistungsfall-Managements. Häufig erkennen Vorgesetzte beginnende Probleme – wie Leistungsabfall oder zunehmende Gereiztheit – jedoch fehlt es oft an den richtigen Hilfsmöglichkeiten. «PK Tel», ein Angebot für Fachberatung, sei hier eine erste Anlaufstelle. Für schwerwiegendere Fälle komme ein Case Management zum Einsatz, das eine individuell angepasste Betreuung und Begleitung ermögliche. Auch Heimer betonte die Bedeutung einer frühzeitigen Intervention: Abendrot-Zahlen aus dem Jahr 2023 zeigen, dass 35 Fälle durch ein Case Management begleitet wurden, mit einer beeindruckenden Erfolgsquote von 83%.
Fachvortrag: Besser rekrutieren und gesund führen
Der Vortrag von Fachreferentin Sabine Claus griff zwei weitere zentrale Themen auf: Wie können Unternehmen besser rekrutieren, um das Risiko von psychischen Erkrankungen zu minimieren, und wie lässt sich Arbeitsfähigkeit langfristig erhalten?
Trotz wachsender Sensibilisierung für das Thema haben sich Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Claus betonte, dass fast jeder fünfte Fehltag auf psychische Probleme zurückzuführen sei – eine Tatsache, die immense volkswirtschaftliche Kosten verursacht. Schweizer Unternehmen verlieren jährlich rund 11 Milliarden Franken aufgrund psychischer Erkrankungen in ihrer Belegschaft.
Besser rekrutieren
Das Wichtigste bei der Rekrutierung sei die Passung zwischen Bewerber und Jobprofil, so Claus. Sie gab zehn praktische Tipps für eine bessere Auswahl und Integration neuer Mitarbeitender, darunter:
- Definition eines rollenspezifischen Kompetenzmodells, das die Schlüsselkompetenzen für jede Position festlegt.
- Gründliche Prüfung von Lebensläufen und gezieltes Nachfragen zu Lücken oder Soft Skills.
- Einsatz von verhaltensbasierten Interviewfragen, um Kompetenzen und Belastbarkeit zu prüfen.
- Strukturiertes Interviewverfahren zur Minimierung von Wahrnehmungsfehlern.
Gesund führen und Arbeitsfähigkeit erhalten
Der Fachvortrag widmete sich auch der Frage, wie die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeitenden langfristig erhalten werden kann. Claus betonte, dass Menschen unterschiedlich auf Belastungen reagieren – während manche viel Stress vertragen, kippt es bei anderen schneller. Eine wichtige Frage sei daher nicht nur, was eine Person krankmacht, sondern auch, was sie gesund hält.
Zehn praktische Tipps zum Thema «gesund führen» wurden intensiv diskutiert, darunter:
- Hinschauen und Signale erkennen, das Gespräch suchen.
- Frühzeitige Krisenintervention und individuelle Lösungsansätze statt standardisierte Prozesse.
- Regelmäßige Kontaktpflege mit Therapeuten und Ärzten durch die Vorgesetzen.
- Verbesserung von neuralgischen Punkten im Betrieb, die zu Konflikten oder Stress führen können.
Diskussion und Ausblick
Nach den spannenden Vorträgen und Praxisbeispielen gab es eine lebhafte Diskussion unter den Teilnehmenden. Viele Fragen zu den vorgestellten Konzepten und Methoden wurden gestellt und detailliert beantwortet. Klar wurde, dass das Thema psychische Gesundheit am Arbeitsplatz nicht nur die Unternehmen fordert, sondern auch Chancen für eine positive Veränderung bietet.
Fazit
Die Fachtagung 2024 war ein voller Erfolg und bot wertvolle Einblicke in aktuelle Herausforderungen und Lösungen für eine gesunde und resiliente Arbeitswelt. Abendrot und PK Rück setzten damit erneut ein wichtiges Signal, wie durch proaktive Maßnahmen sowohl Mitarbeitende als auch Unternehmen langfristig unterstützt und gestärkt werden können.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für ihr Interesse und den regen Austausch und freuen uns auf eine weiterhin erfolgreiche Zusammenarbeit!