Die sozialen Werte von Abendrot teilt auch das K5 Basler Kurszentrum, das bereits vor 40 Jahren ihre Angestellten bei Abendrot versichert hat. Welche Ziele verfolgte das K5 und weshalb hat es sich bei Abendrot angeschlossen? Die ehemalige Geschäftsleiterin Gabriela Wawrinka und die heutige Geschäftsleiterin Beatrice Brunner berichten über die Arbeit des K5 Basler Kurszentrum.
Was genau macht das K5 Basler Kulturzentrum? Wie hat sich das Tätigkeitsfeld im Laufe der vergangenen 40 Jahre verändert?
Gabriela Wawrinka: Unsere Institution hat eine beeindruckende und inspirierende Entwicklung durchlaufen, die stark von den Bedürfnissen der Menschen geprägt wurde, für die wir da sind. Alles begann im Jahr 1980, als engagierte Flüchtlinge gemeinsam mit Bildungsfachleuten das Kurs- und Freizeitzentrum, kurz KFZ, gründeten. Unterstützt von den Hilfswerken SAH, Caritas, HEKS und dem Roten Kreuz sowie von kirchlichen Kreisen, entstand eine Vereinsstruktur, die von Solidarität und Innovation getragen wurde. Schon damals waren wir unserer Zeit voraus. Neben Basis-Deutsch- und Integrationskursen für Alltag und Beruf boten wir die ersten spezifisch auf Frauen zugeschnittenen Deutschkurse an. Zeitgleich gab es eine Kinderbetreuung, damit Mütter und Väter ihre Bildungschancen wahrnehmen konnten. Unsere Begegnungsprojekte runden seit jeher unser Angebot ab, drunter seit rund zehn Jahren das Frauenfrühstück.
Unsere Teilnehmenden waren in den ersten Jahren vor allem geflüchtete und arbeitssuchende Personen. Jährlich nahmen bis zu 200 Erwachsene an unseren Kursen teil und rund 10 bis 20 Kinder besuchten die interne Kinderbetreuung. Damals arbeiteten bei uns zwischen 12 und 20 Mitarbeitende in Teilzeit. Das kleine, aber hochmotivierte Team bewirkte Grosses. In den folgenden Jahren stellten wir uns immer wieder auf aktuelle Herausforderungen ein, wie Flüchtlingsbewegungen aus dem ehemaligen Jugoslawien, später aus Syrien oder der Ukraine.
In den 2000er-Jahren änderten wir unseren Namen zu K5 Basler Kurszentrum für Menschen aus fünf Kontinenten. Das war ein wichtiger Schritt, da wir uns zu einer anerkannten und renommierten Bildungsinstitution entwickelt hatten. Unsere Zielgruppe erweiterte sich. Unsere Kurse wurden von allen fremdsprachigen Menschen, unabhängig von Bildungsbiografie und sozioökonomischem Hintergrund besucht. Auch unser Angebot entwickelte sich weiter: Wir zertifizierten uns und etablierten uns als offizielles telc- und fide-Prüfungszentrum, führten Sprach- und Integrationskurse für Neuzuzügerinnen und – zuzüger sowie Arbeitsintegrationskurse ein. Parallel dazu blieben wir in der Kinderbetreuung innovativ. Als Pionier in früher Sprachförderung Deutsch schenkten wir schon früh der Sprachentwicklung von Kindern im Vorschulalter grosse Beachtung.
Es erfüllt uns mit Stolz, eine Brücke zwischen Kulturen, Sprachen und Lebenswegen zu sein und dabei so viele Leben positiv zu verändern.
Beatrice Brunner: Das K5 Basler Kurszentrum ist seit bald 45 Jahren ein Bildungs- und Begegnungszentrum für fremdsprachige Erwachsene und deren Kleinkinder in der Region Basel. Inzwischen besuchen pro Jahr über 4000 Teilnehmende unsere Deutschkurse und rund 300 Kinder unsere Kinderbetreuung. Wir bieten Kurse von der Alphabetisierung bis zur GER-Stufe B2 an und orientieren uns dabei an aktuellen, wissenschaftlich fundierten sprachdidaktischen Konzepten.
Mit dem breiten, bedürfnisorientierten Angebot ebnet das K5 mit einem Team von rund 160 Mitarbeitenden den Weg zur Partizipation am beruflichen und gesellschaftlichen Leben in der Region Basel. Unsere Vision ist eine Welt, in der jeder Mensch sein Potential entfalten kann und Vielfalt als Chance genutzt und gemeinsam gelebt wird.
Über die Sprache verbinden wir Menschen. Darum bieten wir qualitativ hochstehende Deutschkurse an, die für alle zugänglich sind. Durch frühe Sprachförderung Deutsch, frühkindliche Bildung und Kinderbetreuung fördern wir die Generation von morgen in einer sicheren und vertrauensvollen Umgebung. Unsere Begegnungsprojekte öffnen Türen für zwischenmenschliche Beziehungen und gestalten die Region Basel mit. Durch Arbeitsintegration stärken wir die Wirtschaft, denn unsere Teilnehmenden von heute sind die Fachkräfte von morgen.
Gab es in den vergangenen 40 Jahren besondere Ereignisse oder Meilensteine, die für Ihr Unternehmen besonders prägend waren?
Gabriela Wawrinka und Beatrice Brunner: Einerseits haben wir eine grosse intrinsische Motivation, stets die beste Qualität anzubieten. Sowohl in der direkten Arbeit mit unseren Teilnehmenden als auch in der Administration. Andererseits wurde unsere Arbeit in den rund 45 Jahren stets durch externe Entwicklungen geprägt.
Änderungen in der Zuwanderung und Fluchtbewegungen haben immer wieder Anpassungen unseres Angebots verlangt, teilweise sehr kurzfristig. Es ist eine grosse Stärke von uns, stets innovativ darauf zu reagieren und uns dadurch weiterzuentwickeln, auch wenn Herausforderungen damit verbunden sind. Dabei haben wir unseren Fokus immer auf die Bedürfnisse der Menschen gerichtet, die zu uns kommen.
Gleichzeitig waren wir mit der Anforderung konfrontiert, immer schneller, besser und kosteneffizienter zu werden. Der Wechsel von der Objekt- zur Subjektfinanzierung hat in den Zehnerjahren unser System völlig umgekrempelt, was eine grosse Herausforderung war und kurzfristig auch zu betriebswirtschaftlichen Massnahmen geführt hat. Mittlerweile haben wir das neue Finanzierungssystem in unseren Alltag integriert und stellen uns den dazugehörenden neuen Problemstellungen.
Die zunehmende Digitalisierung ist für unseren Betrieb prägend. Schon früh hatten wir ein kleines Online-Learning-System auf unserer Website angeboten und uns in den Zehnerjahren intensiv damit auseinandergesetzt, was die Digitalisierung für unseren Deutschunterricht bedeutet. Wir setzen bewusst weiterhin auf Präsenzunterricht, da der menschliche Kontakt im Integrationsbereich essenziell ist. Gelichzeitig bieten wir eine grosse Methodenvielfalt, die auch die breite Palette an digitalen Möglichkeiten einbezieht.
Die Pandemie war ein sehr einschneidendes Ereignis, gerade weil wir eine Institution sind, die auf Präsenzunterricht setzt. Dank eines enormen Einsatzes aller Mitarbeitenden und dank staatlicher Unterstützungsmassnahmen, wie Kurzarbeit, ist es uns gelungen, unsere Institution durchzubringen. Gleichzeitig konnten wir unseren Teilnehmenden praktisch ohne Unterbruch Deutschunterricht anbieten– teils online und wenn immer möglich vor Ort.
Zu den wichtigen internen Meilensteinen zählt die Entwicklung des K5 zu einem Ausbildungsbetrieb für EFZ- und EBA-Berufe, mit Praktika und IV-Integrationsarbeitsplätzen. Ebenso haben wir mit dem Programm IDIconTOTO einen Ausbildungslehrgang für Lehrkräfte in Deutsch als Zweitsprache etabliert. Damit stärken wir nicht nur unser eigenes Team, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung des Berufs.
Diese Meilensteine zeigen, wie sehr wir uns als Organisation kontinuierlich an veränderte Rahmenbedingungen anpassen und gleichzeitig innovationsfreudig bleiben, stets mit dem Ziel, unseren Teilnehmenden den Weg zur Partizipation am beruflichen und gesellschaftlichen Leben in der Region Basel zu ebnen.
1985 ist das Gründungsjahr von Abendrot. Seither ist das K5 Basler Kulturzentrum dort versichert. Was waren entscheidende Faktoren, die damals dazu geführt haben, dass Sie sich für Abendrot entschieden haben?
Gabriela Wawrinka: 1985 haben wir uns für Abendrot entschieden, weil ihre Werte mit unseren übereinstimmten. Die klare ethische Werthaltung, die nachhaltige Anlagepolitik und die fairen Versicherungsleistungen waren für uns ausschlaggebend. Es war uns wichtig, dass unsere Pensionskassengelder in ökologische und soziale Projekte investiert werden und nicht in Bereiche, die unseren Prinzipien widersprechen.
Welche Erwartungen hatte Ihr Unternehmen damals an die berufliche Vorsorge?
Gabriela Wawrinka: Unsere wichtigste Erwartung war, dass alle Mitarbeitenden unabhängig von ihrer Position oder ihrem Pensum gleichwertige Leistungen erhalten. Fairness und Solidarität standen für uns im Mittelpunkt, so dass die berufliche Vorsorge nicht nur finanziell, sondern auch sozial gerecht gestaltet ist.
Was bedeutet für Sie persönlich «berufliche Vorsorge» und wie wichtig ist Ihnen das Thema für Ihre Lebensplanung?
Gabriela Wawrinka: Ab 1985 habe ich mich in meiner Funktion als Personalleiterin und später als Geschäftsleiterin des K5 damit beschäftigt. Ich habe mich mehr um das K5 gekümmert als um meine persönliche Vorsorge.
Beatrice Brunner: Mir geht es ähnlich. Ich bin jedoch sehr dankbar, in einer Arbeitswelt zu arbeiten, die eine gute berufliche Vorsorge bietet. In meiner Funktion als Geschäftsleiterin des K5 ist die Pensionskasse ein wichtiges Thema im Arbeitsalltag. Hier sehe ich mich auch mit dem Spannungsfeld ethische Werthaltung und Gewinnorientierung konfrontiert.
Gabriela Wawrinka, wie verbringen Sie Ihre Zeit seit Ihrer Pensionierung? Welche Aktivitäten und Ziele verfolgen Sie seither?
Gabriela Wawrinka: Ich bin bereits pensioniert. Die Lebensphase ändert sich. Die Gesundheit ist immer im Hinterkopf und damit verbunden der Wunsch und die Hoffnung, wenn ich krank werden sollte, mit guter Einstellung und Zufriedenheit alt zu werden. Die Ungebundenheit geniesse ich, aber Nichtstun kann auch ermüdend sein. Vielleicht hat das mit unserem Arbeitsethos zu tun. Anfangs war es wichtig zur Ruhe zu kommen. Die leere Agenda und das Flanieren zu geniessen. Ich bin weiterhin aktiv. Ich habe bezahlte Mandate übernommen und ich bin kulturengagiert – zum Beispiel mache ich Museumsführungen.
Haben Sie bereits eine Vorstellung davon, wie Sie Ihre Zeit nach der Pensionierung verbringen möchten, Beatrice Brunner?
Beatrice Brunner: Derzeit stehe ich noch mitten im Berufsleben. Ich arbeite mit Freude und identifiziere mich mit der Arbeit. Die Pensionierung ist noch ziemlich weit weg. Es ist mir aber bewusst, dass es wichtig ist, sich rechtzeitig Gedanken zu machen, wie das Leben nach der Pensionierung gestaltet werden soll. Ich kann mir gut vorstellen, weiterhin aktiv zu sein, vielleicht ehrenamtliche Mandate zu übernehmen und sicher möchte ich auch noch etwas die Welt entdecken.