Mit möglichst geringer Eingriffstiefe soll das von der «Kulturwirtschaft Christiania UG» als Atelierhaus genutzte, denkmalgeschützte ehemalige Umspannwerk an der Osloer Strasse 16 / 17 in den kommenden Jahren energetisch saniert und «dekarbonisiert» werden.
Das ehemalige Umspannwerk «Christiania» befindet sich im Berliner Stadtteil Gesundbrunnen, gut erschlossen von S-Bahn, U-Bahn, Bus und Tram. Der Name «Christiania» geht auf den während der Zeitperiode von 1624 bis 1924 für die Stadt Oslo genutzten Stadtnamen zurück. Das expressiv gestaltete und unter Denkmalschutz stehende Klinkergebäude wurde 1928 als Umspannwerk vom bedeutenden Backsteinarchitekten Hans Heinrich Müller für die BEWAG (Berliner Elektrizitätswerk-Aktiengesellschaft) erstellt. Mitte der siebziger Jahre wurde das Transformatorengebäude von der BEWAG zu einem Bürohaus umfunktioniert und diente der BEWAG weitere 20 Jahre als Verwaltungsgebäude. Seit 1997 stand die Immobilie leer.
Im März 2005 nahm das als Zwischennutzung konzipierte Projekt «Kulturwissenschaftliches Zentrum Christiania» seine Arbeit auf. Mit der Zeit wandelte sich die Zwischennutzung zu einer etablierten Institution. Nach dem Kauf durch Abendrot 2012 wurde mit der Kulturwirtschaft Christiania UG denn auch ein langfristiger Globalmietvertrag abgeschlossen. Zweck war die autonome Selbstverwaltung der bestehenden Ateliers: Mit Räumen für verschiedenste Bedürfnisse wird die Ansiedlung von Unternehmen aus der Kreativwirtschaft gefördert. Beispiele sind Fotografie, Design, Musik, Journalismus, Film, Mode, Bildende Kunst und Architektur.
Von 2013 bis 2016 wurden verschiedene technische Sanierungsmassnahmen ausgeführt und ein Teil der Fenster ersetzt. 2022 wurde die Einzäunung des Vorgartens denkmalgerecht wiederhergestellt. Der dadurch aufgewertete Platz kann seither von der Mieterschaft genutzt werden.
In den Jahren 1990 und 2013-2022 sind weitere technische und energetische Sanierungsmassnahmen und ein teilweiser Fensterersatz ausgeführt worden. Heute besteht aus bautechnischer Sicht kein akuter Handlungsbedarf mehr. Dennoch befindet sich das Gebäude grösstenteils nach wie vor in einem unsanierten und energetisch ungenügenden Zustand. Es verfügt immer noch über eine Gasheizung.
Im Sinne der Dekarbonisierungsstrategie für das Abendrot-Portfolio wurde nun die Umstellung auf eine erneuerbare Primärenergie, flankiert von energetischen Verbesserungsmassnahmen an der Gebäudehülle, geprüft. Aktuell steht folgendes Szenario im Vordergrund:
- Ersatz der Gasheizung durch eine Erdsonden- oder Grundwasser-Wärmepumpe & PV-Anlagen
- Dämmung Dächer sowie Kellerdecken
- Erneuerung der Fenster und Türen (ev. in Etappen)
- Modernisierung Brandschutz / z.T. Elektroinstallationen / Auffrischung Allgemeinbereiche
Mit der Realisierung der geplanten Dekarbonisierungs-Sanierung bekennt sich Abendrot sowohl zu den selbst verordneten Nachhaltigkeitszielen, als auch zur längerfristigen Sicherung der gemeinschaftlich organisierten und nicht kommerziellen Kreativ-Nutzung durch «Christiania».
Die Modernisierungsarbeiten greifen nur geringfügig in die Nutzungseinheiten ein; diese werden vergleichsweise wenig beeinträchtigt durch die bevorstehende Baustelle. Die Räumlichkeiten werden voraussichtlich grösstenteils über die ganze Bauzeit hinweg genutzt werden können.
Im Zuge der Sanierung schliessen Abendrot und «Christiania» einen neuen langfristigen Mietvertrag ab, welcher in Zusammenhang mit den getätigten Investitionen eine massvolle und gestaffelt fällige Mieterhöhung beinhaltet. Diese wird für die Mieterin zumindest teilweise durch deutlich tiefere Energiekosten kompensiert.
Projektleitung Abendrot: Christian Geser
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Kulturwirtschaft Christiania UG